Schweden 2005: Von Kiruna zum Campingplatz Bratland (Tag 23/24) – Joshi's Home

Schweden 2005: Von Kiruna zum Campingplatz Bratland (Tag 23/24)

🌧️ Morgenchaos in Kiruna

Der Atemzug in der kalten Luft fühlte sich an wie ein scharfer Schnitt. Bei -1 °C hatte die Nacht uns in Kiruna fest im Griff und das Aufwachen um 5:50 Uhr war ein Kampf gegen die Kälte, die sich tief in die Knochen gefressen hatte. Der Regen, der unablässig auf das Zelt prasselte, machte jede Bewegung zu einer Herausforderung. Ohne Regenhose und mit einer fehlenden Zelt-Tür auf meiner Seite blieb mir nichts anderes übrig, als barfuß über den nassen, kalten Rasen zu sprinten, um Handtücher und Kulturbeutel aus dem Auto zu holen. Das war der Anfang eines chaotischen Morgens, bei dem ich immer wieder zurück zum Auto musste, weil ich wieder etwas vergessen hatte. Die Dusche, als ich es endlich geschafft hatte, war ein Segen, ein Moment purer Wärme in diesem nasskalten Morgen.

Inzwischen war The Transporter wach, unser Reisegefährte, der seinem Namen alle Ehre machte. Er saß bereits im Auto und hatte schon die nassen Luftmatratzen verstaut. Ich schickte ihn unter die Dusche und packte in der Zwischenzeit das Zelt in Rekordzeit zusammen – 5 Minuten, trotz der Feuchtigkeit. Ein schnelles Frühstück, eine von The Transporter gewünschte Stulle, musste reichen. Der Tee und meine zweite Stulle fielen der Zeit zum Opfer, denn wenn The Transporter in Fahrt kommen wollte, gab es kein Halten mehr. Pünktlich um 7:23 Uhr fuhren wir los.

đź§Š Polarkreis-Stopp

Der leichte Regen und der Wind begleiteten uns, als wir Kiruna hinter uns ließen. Unsere Route führte uns durch die weiten, kargen Landschaften Nordschwedens, durch Samengebiete und den Abisko Nationalpark. Knapp 40 Kilometer vor der norwegischen Grenze nahmen wir die Fähre von Skarberget nach Bognes, eine kurze Überfahrt, die uns 76 NOK kostete.

Der erste große Meilenstein war der Polarkreis. Bei etwa 6-8 °C machten wir Halt an einem kleinen Café. Während The Transporter sich ein Hühnchen gönnte, kaufte ich mir ein Baguette für die Weiterfahrt. Der Touristenshop war eine kleine Ablenkung vom monotonen Fahren. Wir schossen Fotos am Polarkreis-Denkmal, mit dem Schnee, der sich eher wie komprimiertes Eis anfühlte, und vor einem russischen Kriegsdenkmal. Die Landschaften waren wunderschön, die Temperaturen jedoch weit entfernt von sommerlich.

🤯Verwirrung und Kursänderung vor Trondheim

Kurz vor Narvik stellte sich jedoch heraus, dass wir uns auf die falsche Streckenlänge geeinigt hatten. Die Fahrt nach Trondheim war nicht wie erwartet, sondern über 1.000 Kilometer lang. The Transporter wollte in Trondheim eine Pause machen, aber ich rechnete nach und schlug vor, die Nacht durchzufahren. Nach einer kurzen, aber hitzigen Diskussion per Walkie-Talkie, stimmte The Transporter zu und wir änderten unseren Plan: Durchfahrt bis nach Bergen.

Die Fahrt durch die Nacht wurde von kurzen Schlafpausen unterbrochen, die jedoch kaum für Erholung sorgten. Die letzten 56 Kilometer bis Trondheim schafften wir nach über 1.000 Kilometern Fahrt. Nach einer kurzen, fettigen Mahlzeit bei Burger King um 0:10 Uhr, entschieden wir uns, nicht in Trondheim zu bleiben. Stattdessen fuhren wir zu einem Rastplatz bei Melhus, wo wir unsere erschöpfende Fahrt für 20 Minuten unterbrachen.

Der Rest der Fahrt fühlte sich an wie ein endloser Tunnel. Wir durchquerten den Lærdal-Tunnel, der mit 24,5 Kilometern der längste Straßentunnel der Welt ist, und unzählige weitere Tunnel. Die Fahrt wurde von Fährfahrten und kurzen Schlafpausen unterbrochen, bevor wir endlich, nach einer schier endlosen Reise, am nächsten Tag gegen 13 Uhr in Bratland ankamen.

⛺️Ankunft in Bratland Camping

Die Erschöpfung war uns ins Gesicht geschrieben und der Gedanke an ein Zelt im Regen war unerträglich. Wir entschieden uns für eine kleine Hütte, die Nummer 5, die uns 2.250 NOK kostete. Nachdem wir die Autos geparkt und unsere Sachen verräumt hatten, fielen wir um 17 Uhr in einen tiefen, wohlverdienten Schlaf. Es war eine Reise voller unvorhergesehener Wendungen, die uns an unsere Grenzen gebracht hatte, aber am Ende hatten wir es geschafft.