So nun ist es bald soweit. Die letzten 2 Tage sind angebrochen, bevor sich die Wege meines Skoda Octavia RS und mir trennen werden. Dazu muss ich sagen, das Auto ist für mich nicht nur ein Fahrzeug, das von A nach B die Leute transportiert, sondern ist fast ein „Familienmitglied“, das auch gehegt und gepflegt werden möchte und auch eine Art Lebenseinstellung und ein wenig auch Darstellung ist; obwohl der RS eher Understatement ist als „dickes Proll-Auto“.
Lange hat das Auto sehr gute Dienste geleistet und hat mich zu manch entfernten Ort und auf tollen Reisen begleitet. Grundsätzlich stand es immer bereit, wenn es auf große Fahrt gehen sollte. Nun läuft der TÜV im Juli 2018 aus und es lohnt sich für mich nicht, noch einmal zu investieren, da die Alterserscheinungen doch zu groß sind. Müsste das Auto nicht zum TÜV, wäre es wahrscheinlich noch etwas länger mein Begleiter. Aber auch hier gilt erst einmal Safety First für alle anderen Verkehrsteilnehmer, die sich mit mir im Straßenverkehr vergnügen dürfen, und natürlich für meine Mitfahrer und mich selbst, die im Skoda sitzen. Und deswegen ist grundsätzlich die TÜV Abnahme eine gute Sache.
Fast 15 Jahre war das Auto ein guter Begleiter und hat viel Fahrspaß und Freude geboten. Für relativ kleines Geld besitzt er von Anfang an ein gutes Handling in allen Lagen, hat so manchen Boliden verblasen und hat den Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit gefunden, den ich mir erwünscht hatte und auch zur damaligen Zeit State-of-the-Art war. Ganz geschweige vom Platzangebot, so dass der Skoda sich oft nicht mit Golf und Co messen lassen musste sondern mit Passat und Co. Auch da zeigte er eine gute Figur und musste sich nicht gegenüber der Konkurrenz schämen.
Am 18.08.2003 konnte ich, nach gefühlt ewig langer Wartezeit, meinen Skoda Ocatvia 1.8Turbo in der Sondervariante RS endlich entgegennehmen, nachdem ich das Auto schon im März 2003 als EU Re-Import aus den Niederlande bestellt hatte. Wenige Tage zuvor hatte ich meine liebevoll genannte „Fliegende japanische Reisschüssel“, einen Suzuki Swift GTI, privat für 500 Euro verkauft und mich von diesem auch schweren Herzens nach 5 Jahren (1998 – 2003) getrennt. Leider weiß ich nicht, was aus „GeTI“ geworden ist.
Die Aufregung vor, während und auch nach der Fahrzeugeübergabe war damals sehr groß und nur der engste Familienkreis war im Autohaus Steegmaier, in der Nähe von Erfurt, mit dabei. Das war schon ein anderes Kaliber der RS! Viel größer als der Swift, mehr Komfort als der Swift und mehr Leistung als der Swift… Einfach nur spitze und damals noch eine Besonderheit – so nen RS.
Da könnt ihr Euch denken: Ich war Stolz wie Bolle und hab mich im 7. Autohimmel befunden. Die erste Fahrt vom Autohaus zur elterlichen Wohnung am Roten Berg in Erfurt war fast wie eine Prozession: Ich voran mit dem neuen Auto, extra etwas langsamer fahrend, damit es alle sehen (Jörg du bist nen Spinner) und dann folgte mein Papa in seinem neuen Alfa (auch erst im Mai 2003 im selben Autohaus gekauft). Beide Auto strahlten um die Wette und blinkten und funkelten: meiner in Black Magic Perl Effekt und der Alfa in metallic Mintgrün ( den Alfa gibt es heute auch noch. Gerade hat er einen frischen TÜV bekommen und wird noch etwas länger leben dürfen. Papa hängt ja auch ganz doll an diesem Wagen)
Und das neue Auto dann auf dem großen Parkplatz vor der Wohnung abzustellen und von oben aus dem 5. Stock darauf zu schauen und langsam zu realisieren, das ist nicht nur eine Probefahrt, wie so oft die Monate zuvor, sondern der gehört nun mir alleine, war schon echt super. Ich glaube, das Strahlen habe ich an diesem Tag aus meinem Gesicht nicht wegbekommen.
Am selben Tag wurde noch im Garten in Rocksen Geburtstag gefeiert, da konnte ich mein neues Gefährt auch gleich dem Rest der „Sippe“ stolz präsentiere. Dann möchte man auch alles genau zeigen. Ich musste aber realisieren, das Gegenüber hat kein neues Fahrzeug erstanden und ist nicht so euphorisiert und Auskunftsdurstig, wie ich selbst. Aber das war Ok. Alle haben gratuliert und waren dennoch begeistert und… Nö das tut hier nicht zur Sache.
Ich blieb dann über Nacht im Garten und erst am nächsten Tag ging es dann wieder heimwärts nach Berlin. Bevor ich nach der Feier zu Bett ging, hat nicht ein Kontrollgang ums Auto genügt um zu sehen, ob das Auto richtig verschlossen war, sondern erst zwei oder drei…
Des Weiteren fing natürlich gleich die Pflege des Autos an und erste Blütenreste und Kleingetier wurde aus dem Frontgrill gepuhlt und ausgewaschen. Besonders am Anfang soll das Fahrzeug lange so glänzen wie bei der Übergabe und auf jeden Schmutz, ob Außen oder Innen, wird extrem geachtet. Ich muss zugeben, das hat auch eigentlich erst die letzten zwei drei Jahre nachgelassen.
Aber es ist utopisch, zu denken, dass ein Auto nicht schmutzig wird, was ich dann auch das ein oder andere Mal etwas „schmerzlicher“ erleben durfte. Aber davon vielleicht später mehr…
Heute, 30.6.2018, ging’s aber noch einmal zu einer neuen Herausforderung für mein Auto und mich: ein Auto-Geschicklichkeitsturnier.
Das Turnier wurde vom ACV organisiert und fand in Spandau bei Berlin statt. 10 Übungen galt es zu bezwingen. Vom Halten auf einem A4 großen Stück Rollrasen, über Wendeübungen und Einparken war alles dabei. Ich dachte, ich kenne mein Auto und hab es im Griff, besonders durch die engen Parkplätze zuhause und auf Arbeit. Aber Pustekuchen: es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man eine echte Wand zum Orientieren hat oder doch nur eine virtuelle. Es hat ganz viel Spaß gemacht und viel gelernt habe ich auch, über mich und meinen Octi. Auch wenn es mit weitem Abstand zu den anderen nur für den letzten Platz gereicht hat (in vier Läufen habe ich folgende Minuspunkte eingefahren: 19, 23, 23, 17 und die Zeit von 2:30 min – habe ich auch nicht geschafft. Das war für mich auch erst einmal nachrangig). Es war aber beeindruckend, wie gut alle anderen ihr Fahrzeug und die Strecke im Griff hatten. Zum Vergleich: der Beste hatte in den vier Läufen 2 Minuspunkte. Sogar der 6. von 7 Teilnehmenden hatte nur durchschnittlich 20 Minuspunkt – also für mich ein absolutes Disaster. Da heißt es jetzt nur üben, üben, üben…
Um meinen altersgebrechlichen Octi hat es mir richtig leid getan, da dieser so manchen Stoß gegen die ein oder andere Begrenzungs-stange einstecken musste. Sorry dafür und das im hohen Alter.
Und trotzdem hat er mich gut wieder am Nachmittag nach Hause gebracht. Und die am Montag, 25.06., reparierte Bremslichtbeleuchtung (Bremslichtschalter am Bremspedal war defekt) funktioniert sogar auch noch.
Morgen, am Sonntag, heißt es ein letztes Mal Ausräumen, Aussaugen, Waschen, Fönen und Polieren. Dann kann er ein letztes Mal (in meiner Hand) mit der Sonne um die Wette strahlen.
Noch bin ich gefasst und denke noch nicht an den Abschied. Schöne Erinnerungen schwirren durch den Kopf und zaubern auch dieses Mal ein Lächeln auf mein Gesicht. Morgen soll noch einmal ein toller und schöner Tag mit meinem Octi, oder Schrotti, wie ich in liebevolle nenne, werden. Und weiter denke ich heute noch nicht – möchte ich noch nicht denken… Aber Montag, 2. Juli, 19:00 Uhr, kommt dennoch unaufhaltsam näher und näher…