Leipzig – Weißenfels: Genuss. Geschichte. Grenzerfahrung. …und Camembert

🚴‍♂️ Das Jahr 2025 war bisher sportlich eher… sagen wir: ausbaufähig. Nach mehreren Wochen Nicht-Fahrens und einem kläglich-anmutenden Versuch, einen größeren Bergpfad zu erradeln, ging’s am Samstag, dem 9. August, endlich wieder auf normales Terrain. Ziel: eine landschaftlich reizvolle Tour von Leipzig über Groitzsch, Zeitz, Dornburg, Camburg, Bad Kösen, Zscheiplitz und Freyburg bis nach Weißenfels. Und ja – zurück ging’s dann ganz entspannt mit der Bahn.

(c)(R) Garmin Connect: Tour Leipzig – Weißenfels

🧭 Anreise und Startpunkt

Bereits am Vortag reiste ich nach Leipzig an – Ankunft gegen 18:45 Uhr bei meinem Tourguide für dieses Wochenende. Die Vorfreude war groß, die Beine noch ausgeruht, und mein Tourguide hatte den Plan. Eine tolle Strecke entlang der Saale und Unstrut, mal bergauf, mal bergab. Malerisch, abwechslungsreich und mit vielen Gelegenheiten zum Erleben und Genießen.

Wasserburg Stadt Schölken

🏰 Wasserburg in der Stadt Schkölen

Erster Zwischenstopp: die Wasserburg in Stadt Schkölen. Ein Ort wie aus dem Bilderbuch – perfekt für eine Pause und ein paar Fotos. Ich spendierte mir erst einmal (m)eine Banane. Die Beine waren zwar noch frisch, aber der Magen meldete an, etwas festeres als süße, klebrige Maße (egal ob als Getränk oder Gel) haben zu wollen. Weiter ging’s in Richtung Dornburg – das eigentlich Highlight der heutigen Tour – aus meiner Sicht. Obwohl das gar nicht so einfach ist, zu sagen

🏞️ Dornburger Schlösser – schön, aber steil

Kurz vor Dornburg noch ein Getränkestopp bei einem bekannten Supermarkt – nach den rund 80 erradelten Kilometerschen waren doch meine Flaschen zu zwei Dritteln leer (und das reicht nicht lange – und lieber Vorsorgen). Achtung nicht jeder Supermarkt hat eine Getränkeabteilung. Eventuell muss man das Haus wechseln und in den Getränkemarkt gehen (Blöde Erfindung – da kaufe ich auch nicht mehr – eher weniger – bzw. ich sehe den Sinn nicht so richtig. Bin ja auch Rennradfahrer 😉 ).

Dornburger Schlösser

Dann kam die Auffahrt zu den Schlössern. Und hier zeigte sich: Kondition ist nichts, was sich einfach anknipsen lässt, wie keine Taschenlampe. Ab 7 % Steigung war bei mir Schluss mit lustig – mein Rad wurde zum Wanderbegleiter, meine Waden zu Jammerlappen. Mein Tourguide wartete oben geduldig und dokumentierte mein trauriges Schieben mit einem Foto, das vermutlich in die „Hall of Shame“ eingehen wird ;-). Aber hey – wenigstens ehrlich. Fast wäre ich vor Langsamkeit auf dem steilen Stück umgekippt – kein Witz.

Und während ich da so schnaufend hochstapfte, wurde mir noch einmal explizit klar: Die Idee, das Stilfser Joch dieses Jahr zu bezwingen, war ungefähr so sinnvoll wie eine Tüte Gummibärchen als Mittagessen. Mein Körper hatte damals schon selbst mit dem fast „Blackout“ entschieden, dass das eine Schnapsidee war. Danke 🙂

🖼️ Dornburger Schlösser: Schön, aber auch etwas spießig…

Oben angekommen: Wow. Die Schlösser sind wirklich ein Highlight. Besonders an einem sonnigen Tag, wie heute. Wobei für mich die drückende Hitze eher eine Belastung war (puh wurde das heiß). Das Areal wirkt wie ein einziges Museum – wunderschön, aber nicht gerade gast- und radfreundlich. Überall Verbote. Und Fahrradständer? Hunderte Meter entfernt. Radschuhe – nee hier nicht? Ausziehen, bitte (freundlich aber bestimmt, so die Security) – historisches Parkett. Aber ja und gut, ich will ja auch nichts ruinieren.

Dornburger Schlösser

Ein Magnet für den Kühlschrank wurde gekauft, ein paar Fotos (äh. eher viele) gemacht. Das nachträgliche Mittagessen wurde noch einmal in Abstimmung vertagt, da es im Tag und auf den weiteren 20 km bessere Optionen gab. Da vertraue ich ganz meinen Guide.

🍰 Kulinarische Suche mit Umwegen

Dann ging’s weiter – weiterhin mit knallender Sonne im Nacken. Erste Essensoption: das Weingut Zahn an der Thüringer Weinstube. Sehr Urig, gut besucht, tolle Stimmung – aber leider nur noch zwei Stückchen trockenen Kuchen, der traurig auf einem Teller lag. Das entsprach nicht wirklich unserer Vorstellung. Ich wurde genötigt (mit einem Augenzwinkern, ;-)), ein halbes Nutella-Brötchen zu essen. Der Mund klebte schon vom Zucker der Gels, und ich sehnte mich wirklich nach etwas Herzhaftem. Aber das Brötchen half erst einmal, muss ich nachträglich zugeben 🙂 Danke!

🥖 Bad Kösen

In Bad Kösen dann die Erlösung: Konditorei Schoppe. Der Name klang nach Süßkram, aber es gab auch pikante Leckerbissen. Ich entschied mich für ein Brot mit überbackenem Camembert und Weintrauben – sättigend und köstlich. Mein Guide schwärmte von der Gulaschsuppe. Dazu eine rote Fassbrause (Kindheitserinnerung pur, aber süß wie die Sünde) und dann lieber doch ein alkoholfreies Weizen. Zisch!

Konditorei Schoppe,
Bad Kösen

⛰️ Zscheiplitz – Bergauf mit Aussicht

Gestärkt ging’s dann weiter Richtung Freyburg und zum Kloster Zscheiplitz. Die Auffahrt hinauf begann sanft, steigerte sich langsam. DAS tat mir gut und ich konnte soweit die Steigung gut meistern. Die Sonne brannte zwar, die Kondition war… naja ganz gut. Ich schaffte es bis zur letzten Abzweigung – auf dem Rad sitzend, nicht zu Fuß, yeah! Das hat mir gut gefallen und gut getan für die Seele. Doch dann aber gleich wieder die Klatsche: grobes, großes Kopfsteinpflaster und 8 % Steigung – da konnte ich dann leider wieder nicht mehr mithalten und musste auch hier absteigen – das hat mich natürlich gewurmt 🙁 und ein bisserl traurig gemacht – aber nur über mich selbst – da kann keiner was dafür, dass ich heute dazu unfähig war. Aber die Stimmung kam gleich auf oben auf dem Berg zurück :-.)

Kloster Zscheiplitz
Wanderstempel (kein Papier zur Hand)

Oben: grandiose Aussicht über das Unstrut-Tal (Aussicht „Hast du Kanone?“), kühlende Klostermauern – herrlich und ein Wanderstempel auf dem Arm – was will ich mehr ;-). Und dafür musste auch ein Gästebucheintrag sein!

🌀 Garmin verwirrt, Beine müde

Die Abfahrt zurück zur Strecke an den Weinbergen entlang war rasant und herrlich – halsbrecherisch stürze ich mich herab – nein immer mit gewissen Respekt vor der unbekannten Strecke.
Ich fragte vorsichtig nach, ob wir uns verfahren hätten. Mein Guide kennt die Strecke wie ihre Westentasche – also Käsefrage. Aber gut für die Beruhigung.

Mein Tourguide hatte schon mitgeteilt, dass andere Stiche zu anderen Bergankünften aus der Planung heraus gestrichen wurden – da dies eine Überbelastung gewesen wäre, natürlich nicht für den Guide, aber für mich. Da war ich sehr dankbar und das war auch gut so.

Leider hatte dies mein Garmin (Navi) nicht so geschnallt und zeigte nun an, dass wir statt uns dem Zielpunkt zu nähern, uns immer weiter entfernten. Ups… Die Kilometer-Angaben nahmen plötzlich von 15 km verbleibender Strecke wieder auf 20 und dann gar 23 km zu. Da musste eine Frage an Guide von mir erlaubt sein, ob doch die Strecke noch richtig sei. Was für eine eigentlich „dumme“ Frage von mir – die Radkollegin kennt die Strecke wie ihre Westentasche – also Käsefrage – wenn man schon auf der letzten Rille fährt – alles zur Beruhigung.

Die letzten Kilometer entlang der Saale waren flach, aber zäh. Nach 140 km war ich durch. Jeder Windhauch fühlte sich wie ein Widerstandstraining an. Und mein Guide? Frisch wie ein Morgentau 🙂 .

🚉 Rückfahrt mit Stil – und Kopfsteinpflaster

Am Bahnhof Weißenfels wartete noch ein letzter Stich – natürlich Kopfsteinpflaster. Dann endlich das Ziel unseres Tages. Tickets gezogen (ca. 14 €, Fahrrad gratis). Und 18:27 Uhr gings dann in den Zug zurück nach Leipzig

Übrigens: Fahrkarten sind vorher auf dem Bahnhof zu entwerten, nicht im Zug selbst. Dies mussten wir lernen, aber ein sehr netter Schaffner im Zug, erlaubte uns das nachträglich Abstempeln in Leipzig (was wir dann leider vergessen haben – wieder ups – weiß aber niemand außer uns – äh nun schon).

Der Zug war gut besucht, aber alles lief reibungslos. Abfahrt 18:37 Uhr, Ankunft in Leipzig 19:09 Uhr. Alles super – gute Variante.

🍷 Tapas zum Abschluss

Zurück in Leipzig gab’s noch einen kleinen Sprint durch den Stadtverkehr – mein Guide überholte mich mit einem solchem Tempo, das ich nicht mithalten konnte. Obwohl vorher gesagt wurde, in der Stadt fahren wir etwas vorsichtiger! So, so, so….
Nach ca. 10 Minuten waren wir am Ausgangspunkt unserer Radtour zurück. Ausschwitzen, Kaffee trinken (doch nicht den Kalten vom Morgen – doch ein Schlückchen zum Ausspülen des klebrigen Mundes, so ich).

Kurz noch hübsch machen (naja, wir sind ja eh schon hübsch – brauchen wir eigentlich nicht 🙂 ) – und dann Tapas beim Spanier in der Karli. Ein perfekter Ausklang für einen herausfordernden, aber wunderschönen Tag. Vielen Dank!

📝 Fazit

Die Tour war landschaftlich ein Traum, für mich technisch anspruchsvoll und kulinarisch überraschend. Mein Tourguide hat eine Strecke gewählt, die abwechslungsreich, spannend und zum Glück größtenteils abseits der Straßen verlief. Für mich war’s eine Herausforderung – bergauf, bergab, mit viel Zucker im Mund und der Sonne im Nacken. Aber am Ende zählt: Ich hab’s geschafft. Und ich will wieder mehr davon – also öfters mal Radfahren 🙂