Am Sonntag, 22.10., war es nun soweit, die erste Teilnahme an der Rügen Chsllenge stand an: die ausgesuchte Strecke war 107 km lang und es waren ca. 800 Höhenmeter zu bewältigen. Am Vortag hatte ich mir die Strecke schon per Auto erfahren und hatte ganz schön Respekt davor. Neben dem hügeligen Terrain, das mir so garnicht richtig liegt, waren auch die Kopfsteinpflaster-Abschnitte so ein kleiner „Horror“ für mich. Und ich wusste, es war ein Rennen – zwischendurch gibt es keine Versorgungspunkte – also hieß es ohne Pause, die Strecke durch zu radeln. In den Trainingseinheiten zuvor hatte ich dies zwar geprobt, aber ob es dafür ausreichte? Fragezeichen über Fragezeichen.
Und ich wusste, es war ein Rennen, da wird die Post vorne abgehen. So kam es auch. Auf das eigene Tempo konzentrieren, war geboten (so die Theorie und ihr wisst, wie so etwas ausgeht….)
Ich bin 8:30 Uhr aufgestanden und habe mir dieses Mal mein Frühstück selbst zubereitet. Da konnte ich besser die Komponenten aus Kohlenhydraten, Vitaminen, Mineralien und Flüssigkeiten zusammenstellen, die ich für einen solchen Renntag brauche. Ausserdem konnte ich mir so die Zeit besser einteilen.
Dann einen Blick nach Draußen: Entscheidung für die Rad-Klamotten treffen: das Wetter war super und es sollte von oben trocken bleiben und Temperaturen bis zu 15 Grad deuteten sich schon an. Also unten herum kurze Rad-Hose und oben herum Kurzarm-Trikot und Armlinge. Keine Jacke, keinen Regenschut! und die Entscheidung war genau richtig. Damit habe ich mich die ganze Strecke lang auf dem Rad wohl gefühlt. Achso: etwas kuschligere Rad-Socken war noch mit dabei – meine Rad-Schuhe nicht nicht die wärmsten. Für die Hände gabs meine fast 15 Jahre alten Handschuhe mit kurzen Fingern.
Nachdem ich noch meine 2 Trinkflaschen und meine mitzunehmenden Riegel und Gels präparierte hatte, bin ich dann gegen 10:40 Uhr vom Appartement die ca. 100m Meter zum Start/Ziel-Tor auf der Wilhelm-Straße gelaufen. Die Nähe des Hotels zur Strecke war auch ein wichtiges Auswahlkriterium für das Hotel :-). Jetzt hieß es den Ansagen der Sprecher zu lauschen – u. a. dem Bürgermeister von Sellin und dem organisatorischen Leiter, Olaf Ludwig.
Zusätzlich wurde noch mal das Start-Prozedere erläutert. Auf der Wilhelmstraße war zwar der offizielle Start, aber der neutralisierte und richtige Start erfolgte erst ein paar Hundert Meter weiter.
So nun langsam kam die Zeit der Wahrheit – 11:00 Uhr war der Start zur 66 km Runde und 11:10 Uhr dann 107km. Ich muss mir noch ein Hinterrad für die Strecke suchen, denn ich bin dieses Mal, anders wie viele andere im Peleton, ohne weiteren Mitfahrenden/ohne Team-Kollegen am Start und muss mich ein wenig alleine durchboxen.
Dann ist das Rennen pünktlich durch Runterzählen auf Null 11:10 Uhr frei gegeben (auf den Start-Schuss hat aufgrund der weltweiten Konflikte verzichtet). Nun ging es erst einmal 500m auf Kopfsteinpflaster bergab – zur Vorsicht findet der richtige Start erst nach diesem Abschnitt und Überquerung eines Bahnübergangs statt. Und das war gut so, den justement kam gerade ein Zug und wir mussten warten (das gesamte Peleton). Nach 3 min rollten wir zum eigentlichen Start und dort ging es dann auch nach einer kleinen Wartezeit richtig los.
Ich hatte mich am Ende des Feldes positioniert. Ich kenne ja meine abrufbaren Leistungen – da bin ich vorne nicht mit dabei. Und es zeigte sich das es richtig war. Für die ersten 40 km konnte ich mich einer für meine Verhältnisse etwas zu schnell fahrenden Gruppe anschließen, musste dann aber abreisen lassen. Sonst hätte ich die Gesamtstrecke nicht so ohne weiteres geschafft und die „Kanten“ und Gegenwind-Passagen kamen ja noch..
Kurz vor Saßnitz kam dann die erste buckelige und poltrige Passage mit Kopfsteinpflaster – hinab Richtung Stadthafen. Da tut mir immer das Rad so leid, das ganz schön durchgerüttelt wird.
Nächstes Highlight im wahrsten Sinne kam dann nach dem Stadthafen – hier standen noch viele Menschen und applaudierten, als ich vorbeifuhr – das war ein schöner Antrieb – jetzt kamen steile Serpentinen und Anstiege über mehrere Kilometer (mit mehr als 5%). Vor der Passsage am Stadthafen hatte ich begonnen ein Gel mit Zucker und Mineralien zu mir zu nehmen. Leider habe ich eine größere Menge an meinen Bremshebel verteilt, so dass dieser schön klebte. Eigentlich soll das im Mund landen, aber irgendwie habe ich die Packung nicht richtig zusammen gequetscht und so ist ein Teil eben auf dem linken Bremshebel gelandet.
Zurück zur Strecke – die Abstiege machten wir auch zu schaffen, aber dank Gel und Getränke bin ich nicht komplett eingebrochen. Jedenfalls, wo es raufgeht, geht’s sich wieder runter – naja es kam erst einmal ein Flachstück und auf diesem konnte ich mich gut regenerieren. Ich war zufrieden mit einer Performance insbesondere da ich seit einigen Kilometern alleine unterwegs war – vor und hinter mir niemand in Sichtweite.
Die Strecke fuhr sich grundsätzlich gut – bis auf zwei weitere Kopfsteinpflaster-Passagen einmal, eher kürzere, bergab und die andere, sehr lange, bergauf – zurück durch Saßnitz.
Leider überholte mich nach ca. 85 km das Auto mit dem 30min-Abstands-Hinweis. Das hieß der Führende ist mehr als 30 min schneller als ich und zum zweiten bedeutete es, dass die Sperrungen aufgehoben wurden. So musste ich mir nun die engen Straßen wieder mit den Autos teilen und an den Kreuzungen auf die Ampeln und Verkehr achten. Das hat auf den letzten einiges an Zeit gekostet, da auf den engen Allee-Straßen auf Rügen nicht genügend Platz ist, so dass Auto und Fahrrad nebeneinander fahren können. Entsprechend muss man auch als Ranfahrender hinter den Autoss warten.
Nun hieß es noch mal für den letzten Kilometer Kraft zu sammeln. Die Berab-Passage mit dem Kopfsteinpflaster musste nun bergauf gefahren werden. Oben „kurz“ vor der Seebrücke war das Ziel dann nach 107 km erreicht.
Glücklich war ich schon mal, da ich unter 4h (ca. 3h, 40 min) geblieben bin und vor dem Beginn der Siegerehrung angekommen bin. Ob ich zufrieden sein konnte – alle meine Ziele erreich habe – wusste ich noch nicht sofort und musste noch abwarten:
…und dann sah ich, dass weitere Teilnehmende nach mir ins Ziel kamen – also ich war nicht Letzter geworden (84.) – alle Ziele habe ich damit gemeistert 🙂
1. heil im Ziel ankommen, 2. unter 4h bleiben – mehr als 25km/h fahren, 3. zur Siegerehrung anwesend sein, 4. nicht den letzten Platz einnehmen